Differentialdiagnostik
Unerlässlich ist die Differenzialdiagnostik, das heißt: Überprüfen des Rückens, des Beckens, der Beinlängen und der Leisten wegen möglicher direkter und indirekter Leistenbrüche – besonders bei jugendlichen Leistungsfußballer und Fußballerinnen, um die Ursachen vom Schambeinproblem abzugrenzen und die entdeckten Knochenmarködeme im MRT nicht fehleinzuschätzen. Selten haben wir dabei auch Nervenengpasssyndrome, urogenitale Ursachen, Osteomyelitis und Knochentumore differentialdiagnostisch beobachtet.
Beim Leistenschmerz und bei unklaren Oberschenkelzerrungen oder verdächtigem Faserriss wie bei Mario Götze im Dezember 2011, muss bei außergewöhnlicher sportlicher Belastung (61 Saisonspiele bei Götze) schon frühzeitig an eine Schambeinbeteiligung gedacht werden. Im Januar 2012 wurde bei ihm die Diagnose gestellt. Nach neuneinhalb Wochen nahm Götze das Training wieder auf, erst nach 20 Wochen erfolgte der erste
Bundesligaeinsatz nach der Verletzung.
Eigentlich ist es bei Götze noch gut gegangen, die Ausfallzeit liegt im Rahmen. Er war während der Fußballeuropameisterschaft 2012 jedoch
nicht so fit, dass der Bundestrainer ihn von Anfang an aufstellte. Bei dem Spieler Bellarabi hat man sich zur Operation entschlossen, um die Ausfallzeit zu verkürzen, was leider nicht eingetreten ist.
Bei sehr vielen anderen Fußballern stellt sich der Heilungsverlauf der Schambeinermüdungsfraktur als ein sehr langwieriger und frustrierender Prozess dar, mit häufig bis zu anderthalb Jahren Ausfallzeit. Bis zu 7% der Leistungssportler sind davon betroffen, darunter deutlich mehr Männer als Frauen. Das Durchschnittsalter der Verletzten liegt bei knapp 30 Jahren (nicht wie bei Götze mit 19 Jahren, oder Bellarabi mit 22 Jahren).
Fußballer sind generell häufiger betroffen als andere Sportler.